GEMEINDEAMT KOBERSDORF

Wettbewerb

Kobersdorf | 2020 | zum Projektplakat

GEMEINDEAMT KOBERSDORF

1) PRÄAMBEL
Durch den Neubau eines Gemeindezentrums eröffnet sich eine Vielzahl von Möglichkeiten:
Es soll ein offenes, vielseitig nutzbares bürgernahes Gebäude errichtet werden, das durch zusätzliche kulturelle Einrichtungen (eines Veranstaltungssaales, einer Bibliothek, eines Dorfplatzes) einen besonderen, identitätsstiftenden Stellenwert im dörflichen Geschehen einnimmt.
Ziel ist es, durch eine maßvolle Umsetzung dieser Bauaufgabe der Gemeinde einen wesentlichen Impuls zur ( Dorf-) Erneuerung zu setzen und ein adäquates Dorfzentrum zu schaffen.

2) ENTWURFSGRUNDLAGEN – STÄDTEBAULICHE PARAMETER
Das Zentrum von Kobersdorf erstreckt sich um einen Anger, der sich als beidseits von zwei Hauptstraßen flankierte Grünfläche und Park darstellt.
Die Streckhofbebauung wird teilweise durch zweigeschossige Gebäude straßenseitig mit unterschiedlichstem Baualter unterbrochen.
Die Gebäude, in dem das Gemeindeamt derzeit untergebracht ist, entsprechen in keinster Weise den Anforderungen eines zeitgemäßen Gemeindezentrums.
Das „offene Gemeindeamt“ mit den Serviceeinrichtungen für die Bewohner und den administrativen Aufgaben wird als erdgeschossiger Baukörper geplant.
Von der Hauptstraße abgerückt, im Anschluss an das Gemeindeamt, befindet sich erdgeschossig der Veranstaltungssaal und im Obergeschoss der Sitzungssaal bzw. das Standesamt.
Durch die Positionierung dieser Baukörper entsteht ein zur Hauptstraße offener Freiraum – der „Dorfplatz“.
Als verbindendes Element fungiert das Foyer: Hauptzugang vom „Dorfplatz“ und dem „Hintaus“ (der Anlieferung, den Mitarbeiterstellplätzen). Die transparente Ausführung gewährt einen Durchblick (Durchlässigkeit) vorerst in einen begrünten „Hinterhof“ – in weiterer Folge in Richtung Erweiterungszone Arztpraxis, betreubares Wohnen und ermöglicht zusätzlich zur befahrbaren „Hofgasse“ eine fußläufige Durchwegung.

3) FUNKTIONELLE ABLÄUFE:
Als zentrales verbindendes Element fungiert das Foyer. Im direkten Anschluss daran befinden sich das Bürgerservice, die Räume des Bürgermeisters, die Amtsleitung, die Nachbarschaftshilfe und die erforderlichen Nebenräume. Durch seine offene und luftige Konzeption und Möblierung unterstreicht das Bürgerservice einerseits das Konzept der Bürgernähe, bietet aber andererseits die erforderlichen Abtrennungen für vertrauliche Besprechungen.
Die Bücherei kann sowohl direkt vom Dorfplatz (außerhalb der Gemeindeöffnungszeiten) als auch vom Wartebereich des Bürgerservices aus erschlossen werden.
Der Veranstaltungssaal mit dem darüber liegenden Trauungs-, und Sitzungssaal werden gleichfalls über das Foyer erschlossen.
Die großzügige Öffnung des Veranstaltungssaales zum Dorfplatz ermöglicht eine erweiterte Bespielbarkeit.
Im Obergeschoss wird der Sitzungssaal, bzw. das Standesamt untergebracht, erschlossen über einen barrierefreien Aufzug sowie eine Stiegenanlage, die sperrbar ausgestaltet sind und dadurch eine eigenständige Bespielbarkeit gewährleisten. Der großzügige vorgelagerte „Dorfbalkon“, der für Empfänge, Agapen etc. vielfältig nutzbar ist, bietet Mehrwert und Aussicht Richtung Dorfplatz und Park.
Das Archiv, die Haustechnik und Sanitäranlagen werden im Anschluss an den Sitzungssaal untergebracht.

4) ARCHITEKTONISCHER ASPEKT:
Die Architektur soll an traditionelle Bauformen und Bauelemente anknüpfen: Das Gebäude wird in Massivbauweise mit geneigten Dächern und verputzen Fassaden geplant. Der zweigeschossige Veranstaltungsbaukörper wird durch eine Holzschalung akzentuiert und nimmt damit Anleihe an bestehenden Bauformen (Stadl,…), die Massivbauweise der Gebäude orientiert sich an bestehende Gebäudestrukturen, ebenfalls aus Holz gefertigte Fensterläden runden das Materialkonzept schlüssig ab
Der eingeschossige, straßenseitige Kopfbau schafft mit dem zweigeschossigen zurückgesetzten Baukörper einen Freiraum – den „ Dorfplatz“.
Die Verkehrserschließung des „Hintaus“ erfolgt über eine Gasse im südwestlichen Teil des Grundstückes.

5) ÖKONOMISCHER ASPEKT:
Den differenzierten Nutzungsanforderungen an das Gemeindezentrum wird durch eine kompakte Planung Rechnung getragen. Die Verteilerfunktion des Foyers ermöglicht überschneidende Nutzungen während der unterschiedlichen Betriebs- und Nutzungsszenarien. Der daraus resultierende, für diese Nutzungsvielfalt kompakte Flächenverbrauch ermöglicht eine wirtschaftliche Errichtung und Betreibung des Gebäudes.

6) ÖKOLOGISCHER ASPEKT:
Das Gebäude soll mit „traditionellen“ Baustoffen errichtet werden: Die Außenwände werden in Ziegelbauweise vorgeschlagen, Betondecken mit Bauteilaktivierung dienen der Heizung und Kühlung des Gebäudes.
Die strukturierte Putzfassade wird auf Steinwolle – Dämmplatten aufgebracht, die hinterlüftete Holzfassade mit unbehandeltem Holz beplankt.
Fenster und Portale werden dreifachverglast in lasierten Holzelementen ausgeführt. Durch die Orientierung der Hauptbelichtungsflächen Richtung Nordwesten ist einerseits eine optimale Belichtung gewährleistet, anderseits wird dadurch sommerliche Überhitzung vermieden, zusätzlich sind für die Büroräume Fensterläden aus Holz vorgesehen. Darüber hinaus wird eine großzügige Überdachung als Witterungsschutz vorgesehen.
Eine Luftwärmepumpe ermöglicht eine wirtschaftliche Beheizung im Winter und eine „sanfte Kühlung“ im Sommer, die Lüftung wird als nachhaltige Wärmerückgewinnungsanlage ausgeführt und ein Großteil des Strombedarfes wird durch eine Photovoltaikanlage am Dach abgedeckt.

7) DER AUSSENRAUM – FREIRAUMKONZEPT / DURCHWEGUNG
Der Dorfplatz als zentrales Element bildet gemeinsam mit der Parkanlage einen flexibel nutzbaren Ort. Eine Angleichung des Straßenbelages der Hauptstraße in diesem Bereich unterstreicht den räumlichen Zusammenhang und trägt zur „Verkehrsberuhigung“ bei.
Die optionale bauliche Erweiterung im Südosten soll sich als „terrassierte Streckhofsiedlung“ die reizvolle Topographie zum Mautweg hinauf weiterentwickeln, einerseits über den Mautweg direkt angebunden werden, andererseits erfolgt die Verkehrstechnische Anbindung über den Erschließungsweg an die Hauptstraße. Die Bebauung soll ausschließlich fußläufig oder mit dem Fahrrad durchwanderbar sein.
Wesentliche besondere Bestandteile des Dorfplatzes bilden die direkt an den Platz mündenden Einrichtungen Bürgerservice, Bücherei und Veranstaltungssaal – Im Wechselspiel von Innen- und Außenraum soll die Gestaltung der Freiflächen mit Bepflanzung und Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen und die Kommunikation fördern.
Die Bepflanzung der Außenanlagen sieht ausschließlich traditionelle ortstypische Bäume und Sträucher vor, die als Schattenspender und Witterungsschutz gegen Nordosten fungieren, und als „Grüne Wand“ einen Abschluss des „Dorfplatzes“ zum nördlichen Nachbarn bilden und das Mikroklima positiv beeinflussen.