Wettbewerb
Neusiedl am See – Oberes Seefeld | 2020 | zum Projektplakat
Copyright © 2009 H2Arch
WETTBEWERB KINGERGARTEN NEUSIEDL AM SEE – 1. PLATZ
STÄDTEBAULICHE, NATURRÄUMLICHE EINBINDUNG
Das Grundstück befindet sich am westlichen Ortsrand von Neusiedl am See, im „Seefeld“ in unmittelbarerer Nähe des Bahnhofes. Erschlossen wird der Kindergarten über die Bahnstraße; mit dem Fahrrad ist auch eine Erreichbarkeit über die Seefeldgasse möglich. Das überwiegend unbebaute Gebiet ist als Bau-Mischgebiet gewidmet und soll eine städtebauliche Entwicklung ermöglichen, die den Bahnhof stärker in das Siedlungsgebiet integriert. Das Grundstück erstreckt sich Richtung Süden, der Seefeldgasse, den landwirtschaftlich genutzten Rieden der „Oberen Wiese“ und dem Schilfgürtel des Neusiedlersees.
FUNKTIONELLE ABLÄUFE – PÄDAGOGISCHES KONZEPT – FREIRAUM
Funktionale Anforderungen
Die äußere Erschließung erfolgt im Norden über einen ansprechend gestalteten Vorbereich an der Bahnstraße, einer großzügigen Begegnungszone, die einen reibungslosen Ablauf während der Bring- und Abholphasen ermöglichen soll und ausreichend Platz für ein gefahrloses Zu- und Aussteigen bietet – „Kiss and Ride“, auf Burgenländisch „Bussi & Baba“… Durch die Positionierung des Gebäudes und der Geländemodellierungen wird den klimatischen Bedingungen Rechnung getragen. Das zweigeschossige Gebäude und der angeschüttete „Weinhügel“ schaffen einen differenzierten und windgeschützten Freiraum Richtung Süden. Der ebenfalls windgeschützte Hauptzugang befindet sich im Nordosten des Gebäudes und führt an einer Streuobstwiese vorbei. Dem Windfang ist ein Roller- und Fahrradparkplatz vorgeschaltet, wo die Kinder ihre Gefährte eigenständig abstellen können. Außerdem verfügt der Eingangsbereich über einen Kinderwagenabstellplatz, um ein unkompliziertes Ankommen und Verlassen zu gewährleisten. Betreten wird das Gebäude über “das Wohnzimmer“ den zentralen zweigeschossigen Verteiler, von dem sämtliche Einrichtungen über kurze Wege entlang der offenen Spiel- und Bewegungszonen übersichtlich erreichbar sind. Im Gartengeschoss sind neben den Verwaltungs- und Nebenräumen die beiden Krippenräume mit dem Schlafraum untergebracht, auch um für den Notfall die bestmögliche Entfluchtung mit Kleinstkindern zu gewährleisten. Im oberen „Hügelgeschoss“ befinden sich die alterserweiterten Gruppen und die beiden Gruppenräume. Die Gruppenräume gehen in die Spiel- und Bewegungszone über. Diese wiederum ist durch eine „Matschschleuse“ an eine großzügige, teilweise gedeckte und verschattete Terrasse angebunden.
Die Spiel- und Lernwerkstätten können zentral über die Bewegungszone „Galerie“ direkt oder über die jeweiligen Gruppenräume erschlossen werden und sind jeweils von einem Gruppenraum einsehbar. Die Gruppenräume selbst sind in „Ent – Wicklungseinheiten“ zusammengefasst. Jeweils zwei Gruppenräume verfügen über dazwischenliegende Nassräume, diese fungieren als weiteres verbindendes Element zwischen den Gruppenräumen – „Abschneider“, wodurch sich für die Kinder zusätzliche Möglichkeiten im Sinne eines pädagogischen, selbstbestimmten Raumerlebnisses ergeben. Durch diese optische sowie räumliche Verbindung soll eine gruppenübergreifende Betreuung vereinfacht werden. Die Garderoben werden vor der jeweiligen Gruppe situiert und erweitern bei Bedarf den Gruppenraum bei gleichzeitiger Sichtbeziehung zu den PädagogInnen.
Die Gruppen erhalten vorgelagerte, gedeckte bespielbare Freiraume, die eine Erweiterung des Raumes bei gleichzeitiger Einbeziehung der Natur gewährleisten.
Die beiden Bewegungsräume im Gartengeschoss können nach Bedarf verbunden und geöffnet werden und sind auch für externe Veranstaltungen nutzbar.
Bei Theateraufführungen, Elternabenden oder sonstigen Veranstaltungen besteht die Möglichkeit, die Bewegungsräume und das “Wohnzimmer“ mit der als „Kletterarena“ ausgebildeten Sitzstiege gemeinsam zu bespielen.
Der Essbereich und die Küche sind räumlich mit dem „Wohnzimmer“ verbunden. Die Essensausgabe und der Trinkwasserspender werden in kindergerechter Höhe angebracht um eine Partizipation der Kinder an organisatorischen Abläufen zu ermöglichen.
Freistehende Möbel als Raumteiler und Vorhänge ermöglichen eine dem jeweiligen Nutzungsszenario angepasste Teilung. So kann das großzügige „Wohnzimmer“ mit ein paar Handgriffen zur individualisierten Lern- und Spielzone umgestaltet werden und bietet einen abtrennbaren Hortbereich. Die Räume für die Pädagoginnen erhalten einen separaten, überdachten Zugang zum Parkplatz, von wo auch die Speisen für die Aufwärmküche angeliefert werden.
Freiraum
Der Freiraum spielt eine zentrale Rolle und gliedert sich im Wesentlichen in zwei Bereiche: Das urbane Vorfeld (Begegnungszone – „Bussi & Baba“) und der bespielbare Garten. Während der erste ein angemessenes, städtisches Gepräge erhält und auch vom Bahnhof Neusiedl am See kommend das Siedlungsgebiet markiert, vermittelt der eigentliche Garten die Qualitäten der umgebenden, ländlich geprägten Kulturlandschaft. Geländefaltungen und naturnahe Zäune grenzen den Krippenfreibereich ab. Der „Weinberg“ an der westlichen Grundgrenze ist nicht nur die naturnahe, geschüttete Anbindung des „Hügelgeschosses“; er ermöglicht durch die „Gartenarena“ mit begrünten Sitzstufen auch ein vielfältiges kreatives Bespielen des Freiraumes. Die Gestaltung der Außenanlagen ist ein Spiegelbild der Kulturlandschaft des Seefeldes- traditionelle Obstgehölze, Weingärten und standortgerechte Bepflanzungen bilden eine adäquate Kulisse. Im Sinne eines sinnlichen, den vielfältigen Ansprüchen entsprechenden, „Naturerlebnisses“ ist der Freiraum als Abfolge von gebäudebezogenen, geschützten Bereichen bis hin zu „wilderen“ naturnahen Typologien organisiert, in dem „Lernwerkstätten“ mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten angeordnet sind. Das ganzheitliche Lernen, also das Lernen mit allen Sinneseindrücken, sowie die Einsicht in ökologische Abläufe und Zusammenhänge wird somit ermöglicht.
ARCHITEKTONISCHER ASPEKT – WIRTSCHAFTLICHKEIT, ÖKOLOGISCHE ANFORDERUNGEN
Die Entscheidungsgrundlage für eine zweigeschossige Planung des Gebäudes bilden im Wesentlichen folgende Aspekte:
– Architektonische Signalwirkung des Gebäudes, Stellenwert des Kindergartens in einem heterogenen baulichen Umfeld
– kurze innere Wege durch vertikale Stapelung – Unterbringung des erforderlichen Raumprogrammes
– Die Einbeziehung der außergewöhnlichen Landschaft und des Neusiedlersees – vor allem am „Weinberg“ – als sinnliche Kulisse für die Nutzer (Blickqualitäten)
– Hochwertige Freiraumqualität durch den bespielbaren Weinberghügel
– Sparsamer Versiegelungsgrad
– Wirtschaftliche Errichtungs-, Erhaltungs- und Betriebskosten durch die kompakte Gebäudeform
Das Gebäude soll mit „traditionellen“ Baustoffen errichtet werden. Als Bauweise wird eine Ziegelmassivbauweise mit hinterlüfteter sägerauer Holzfassade vorgeschlagen. Die Holzfassade bildet auch die Außenhaut der vorgelagerten Terrassen und übernimmt die Funktion als begrünter Klimaregulator – Lärchenholzsteher mit differenzierter Rhythmik bilden ein begrüntes Rankgerüst fungieren gleichzeitig als Sonnenschutz, und Klimapuffer und übernehmen eine sensible Einbindung in das Landschaftsbild. Die massiven Betondecken mit integrierter Bauteilaktivierung dienen der Heizung und Kühlung des Gebäudes. Das Dach bietet Platz für Photovoltaikzellen, nicht genutzte Dachflächen werden extensiv begrünt. Fenster und Terrassentüren werden dreifachverglast als lasierte Holzportale ausgeführt. Die Materialität im Innenbereich reflektiert die jeweiligen Nutzeransprüche. Im Vordergrund stehen Materialien, die den haptischen Ansprüchen und Bewegungsabläufen entsprechen. Die Oberflächen der Materialien und gezielte Absorptionmaßnahmen ermöglichen eine spürbare akustische